Bienen — ein Leben für den Staat

Mit der Bestäu­bung der Blüten leisten Bienen einen unver­zicht­baren Beitrag für die Natur, für den Erhalt einer lebens­werten Umwelt und das Funk­tio­nieren einer ertrag­rei­chen Landwirtschaft.

Die Wissen­schaft hat bereits seit der vorletzten Jahr­hun­dert­wende den Nach­weis erbracht, dass Honig­bienen in ihrer Bestäu­bungs­leis­tung nicht zu über­treffen sind. Die Leis­tung der Bienen und die Arbeit der Imker sind unver­zichtbar für den Erhalt der Arten­viel­falt in der Wild­flora und gute Ernte­er­träge bei unseren Kultur- und Zierpflanzen.

Man nimmt an, dass die biolo­gi­sche Gärt­ner­tä­tig­keit der Bienen, wirt­schaft­lich betrachtet, rund das Zehn bis Fünf­zehn­fache des Wertes ihrer Honig­pro­duk­tion ausmacht. Ist der Nutzen ihrer Bestäu­bungs­leis­tung schon für unsere Kultur­pflanzen sehr groß, so wird er noch erheb­lich gestei­gert, wenn es um die Bestäu­bung der Wild­pflanzen und den Erhalt der Arten­viel­falt geht.

Denn nur wenn es gelingt, die Ange­bots­viel­falt unserer Flora zu erhalten, wird für viele Lebe­wesen die Nahrungs­grund­lage gesi­chert. Die Imkerei leistet deshalb einen erheb­li­chen Beitrag, um das ökolo­gi­sche Gleich­ge­wicht in Flora und Fauna aufrecht­zu­er­halten. Die Honig­biene ist die einzige von mehr als 500 in Deutsch­land vorkom­menden Bienen­arten, die über­dau­ernde, das heißt über­win­ternde Insek­ten­staaten bildet. Drei verschie­dene Bienen­wesen leben im Stock: eine einzige Königin, Zehn­tau­sende von Arbeits­bienen und während der Sommer­mo­nate einige Hundert Drohnen (männ­liche Bienen).

Ein Leben für den Staat

Eine Biene allein ist nicht lebens­fähig. Sie braucht die Gemein­schaft aller Bienen im Stock. Deshalb spre­chen die Imker auch nicht nur von den Bienen, sondern sagen eben­falls „der Bien”.

Die Königin hat zugunsten der hohen Eipro­duk­tion die Fähig­keit zur Selbst­ver­sor­gung weit­ge­hend aufge­geben. Sie lebt von der Mund-zu-Mund-Fütte­rung durch ihre „Hofdamen”. Die Arbei­terin erbringt in ihrem kurzen Leben eine Flug­leis­tung von rund 800 Kilo­me­tern im Dienste des Bienen­staates. Sie wird durch einen von der Königin abge­son­derten Boten­stoff (Pheromon) daran gehin­dert, selbst Eier zu legen und die Brut­pflege im Volk einzu­stellen. Der Drohn könnte ohne die ihn fütternden Stock­bienen weder leben noch seine Funk­tion erfüllen. Deshalb gilt die Aufmerk­sam­keit des Imkers, seine Hege und Pflege, nur dem Gemein­wesen Bienen­volk oder dem „Bien”.

Im Bienenstaat herrscht Arbeitsteilung

Kaum sechs Wochen währt das Leben einer Arbeits­biene im Sommer. Nur die Bienen, die im Spät­sommer das Licht der Welt erbli­cken, leben länger bis März/April des nächsten Jahres. In der kurzen Zeit ihres Lebens wech­selt die Arbei­terin ihren Beruf sehr oft: Nach­ein­ander ist sie Baby­sitter, Amme, Wachs­pro­du­zent, Baumeister, Maurer, Klima­spe­zia­list, Wächter, Putz­frau; in der zweiten Hälfte ihres Lebens schließ­lich Aufklärer, Trans­port­flieger, Nach­rich­ten­spre­cher und Gärtner in einer Person.

Nur eines können die Arbeits­bienen nicht: befruch­tete Eier legen und so für den notwen­digen Nach­wuchs sorgen. Das ist Aufgabe der Königin dem einzigen geschlecht­li­chen Wesen neben den Drohnen in einem Volk, das im Sommer rund 50.000 Arbei­te­rinnen umfassen kann. Bis zu 2.000 Eier pro Tag kann eine Bienen­kö­nigin legen. Das ist mehr als ihr eigenes Gewicht in einer Saison durch­schnitt­lich 150.000 bis 200.000 Eier.

Trotz dieser unvor­stell­baren Lege­leis­tung wird die Königin im Vergleich zur Arbeits­biene steinalt: bis zu fünf Jahre.

Drohnen werden im Bienen­staat nur für eine kurze Zeit benö­tigt: zur Begat­tung der Jung­kö­ni­ginnen. Unmit­telbar danach noch im Fluge sterben sie. Nur in ihrem ersten Lebens­jahr geht die Königin auf Hoch­zeits­flug dafür aller­dings gibt sie sich gleich bis zu 15 oder 20 Drohnen nach­ein­ander hin, wobei der Geschlechtsakt — hoch in der Luft — ein akro­ba­ti­sches Kunst­stück ist. Den Samen­vorrat vom Hoch­zeits­flug hält die Königin in ihrer Samen­blase im Hinter­leib über die Jahre hin aktiv und befruchtungsfähig.

Der Hoch­zeits­flug der Jung­kö­ni­ginnen und Drohnen  findet am Himmel statt. Im Bereich der Zucht hat teil­weise die künst­liche Besa­mung Einzug gehalten — wie in anderen Berei­chen der Tier­zucht auch. Trotzdem bleibt diese Form der modernen Zucht in der tradi­tio­nellen Imkerei noch die Ausnahme. Auf soge­nannten Beleg­stellen erfolgt die gezielte Paarung, so wie es die Natur von Beginn an vorge­sehen hat

Das Wunder der Verwandlung

Ob aus einem Ei ein Drohn oder eine Arbeits­biene wird, bestimmt die Königin bei der Eiab­lage: Eier, aus denen Arbei­te­rinnen entstehen sollen, werden bei der Ablage in die Waben­zelle befruchtet. Eier, aus denen männ­liche Bienen werden sollen, also Drohnen, wandern ohne Samen­zutat in die Zelle. Die Impulse hierzu erhält die Königin durch die unter­schied­liche Größe von Arbei­te­rinnen- und Drohnenzellen.

Nach 21 Tagen (beim Drohn nach 24 Tagen, bei der Königin bereits am 16. Tag) hat sich das Wunder der Umwand­lung vom Ei über die Larve und Puppe zur fertigen Biene vollzogen.

Die junge Biene schlüpft. Ob aus einem befruch­teten Ei aber eine neue Königin heran­wächst, das wird allein durch die Ernäh­rung der Larve bestimmt. Bauen die Arbeits­bienen eine extra große Köni­gin­nen­zelle, so erhält diese Larve den Köni­gin­nen­fut­ter­saft (Gelee royale, ein reines Drüsen­se­kret) als Dauernahrung.

Somit entscheiden die Arbeits­bienen, wann und wie viele Köni­ginnen heran­ge­zogen werden. Die Larven, die später zu Arbei­te­rinnen werden, bekommen dagegen als „Start­hilfe” nur redu­zierten Futter­saft und ab dem dritten Tag zusätz­lich Pollen und Honig.